Die Weisbacher Jüde

Der Weisbacher Blaue Jüd – sicherlich der bekannteste Maskentypus in der Rhön.

Zur feinen bärtigen Maske mit geöffneten Lippen und meist freundlichem Gesichtsausdruck werden weiße Hosen, das typische blaue Hemd, weißes Halstuch und schwarze Stiefel getragen. Der Filzhut mit Buchsbaumzweigen und bunten Bändern schmückt den Kopf. In Gruppen ziehen die Blauen Jüde von Lichtmess bis Faschingsdienstag durch den Ort.

Der Jüdezug besteht aber nicht nur aus den Blauen Jüden. Mit dabei sind auch die Anführer Moses und Aaron, die Geiß, Depudel, Hanswurst, Frauenmasken und das Schlappmaul.

Mit Gebrüll rennen die Jüde durch die Straßen und Gassen des Rhöndorfes Weisbach. Wehe dem, der sich nicht in Sicherheit bringt. Sobald Ihnen ein Passant begegnet wird dieser von den Jüden mit einer Holzpritsch „gebeutelt“.

Fast jeder Haushalt in Weisbach ist in Besitz einer Jüdemaske mit Kostüm. So kann es schon vorkommen, dass gerade am Faschingssamstag ein Zug von 30-40 Jüde durch Weisbach zieht.

Wie es zu dem Brauch der „Blauen Jüde“ in Weisbach kam, ist nicht ganz nachgewiesen. Es wird vermutet, dass der Ursprung auf eine historische Aufführung mit dem Motto „Der Auszug der Kinder Israel aus Ägypten“ um 1900 zurückgeht. Was die Heimatkundler und Forscher bislang sicher sagen können: dass der „Jüden“-Brauch in der Rhön keinen antisemitischen Hintergrund hat.

Der Brauch zieht heute noch den gesamten Ort Weisbach in seinen Bann.

Eine urige Tradition, die Dank der vielen Maskenträger jetzt schon über hundert Jahre besteht und weiterhin gelebt wird.

Bericht: Melanie Weigand / Bilder: Sabrina Pörtner