Rienecker Fasenachtskomitee

Vom Bettbezug zum Rienecker Überzug

Eine närrische Spuk-Geschichte

In Rieneck sind die Geister los! Nein, nein, keine Angst! In Rieneck werden weder Horrorfilme gedreht, noch spuckt es dort. Die Rienecker sind einfach einfallsreiche Narren, die einst auf die lustige Idee kamen, sich während ihrer Straßenfasenacht als „Gespenster“ zu verkleiden und ihre Stadt unsicher zu machen.

Doch wie kam es zu diesem gespenstigen Treiben? Um das herauszufinden, müssen wir eine kleine Zeitreise machen: Wir begeben uns zurück an den Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals konnten sich nicht mehr nur die gut „betuchten“ Leute Bettbezüge leisten. Auch das „einfache“ Volk schlief nunmehr in vornehmlich blauen oder roten Bettlaken. Doch warum die Bezüge nur zum Schlafen verwenden, wenn man sich damit auch hervorragend verkleiden kann? Gesagt, getan! Die Bettlaken wurden zur Fasenacht kurzerhand zweckentfremdet und kamen als Kostüm bei allen Bürgern der Stadt zum Einsatz, die so von Haus zu Haus und von Wirtshaus zu Wirtshaus zogen. Und wenn es einmal etwas später wurde und das Sandmännchen schon längst seine Arbeit verrichtet hat, legte man sich kurzum samt Überzug in sein Bett. Ganz schön praktisch!
Diese Idee etablierte sich über die Jahre hinweg und wurde schließlich zu einem festen Bestandteil der Rienecker Fasenacht. Während das gespenstige Treiben in den 1950ern/1960ern seinen Höhepunkt erreichte, ebbte die Euphorie in den Folgejahren ab, bis der Brauch dann fast in Vergessenheit geriet.
Aber nur fast! Denn im Jahr 2023 feierte er durch die IG Brauchtum & Kultur Rieneck sein wohlverdientes Comeback.
Seitdem ziehen die närrischen Rienecker am Fasenachtsdienstag wieder gut „betucht" in Gruppen und begleitet von einem Musikanten von Haus zu Haus.
Im Rienecker Dialekt, mit „gazender“ und verstellter Stimme versucht jeder Narr, nicht erkannt zu werden.
In den Häusern werden sie mit Most, Hausmacherwurst, Schnaps und vielen weiteren Köstlichkeiten bewirtet.
Und dann beginnt das große Rätselraten, wer sich unter der Kostümierung verbirgt: Ist es etwa der Nachbar? Oder doch der Verwandte? Oder gar der Bürgermeister? Am Ende fallen die Masken und alle geben sich zu erkennen.
Diese Tradition macht nicht nur einen riesigen Spaß, sie verbindet auch die Menschen – ob jung oder alt – miteinander. Sie macht sogar so viel Spaß, dass viele ehemalige Rienecker an diesem Tag extra in die Heimat kommen um mitzumachen. Den Bettlaken sei Dank!

Bericht und Bild: Andreas Czerny, IG Brauchtum und Kultur Rieneck e.V.