Thüngersheim

Faschings Club Thüngersheim e.V.    -   Fastnachtsläufer "Domino"

Die Gemeinde Thüngersheim am Main wurde im Jahre 1098 erstmals urkundlich erwähnt, liegt im unterfränkischen Landkreis Würzburg und ist mit einer Rebfläche von über 240 Hektar eine der größten Weinbaugemeinden Frankens.

Der Tag an dem der erste Domino durch Thüngersheim ging, ist nicht genau dokumentiert. Nach gründlicher Recherche und Befragung von Zeitzeugen muss es aber Anfang/ Mitte des 20. Jahrhunderts gewesen sein. Seither hat sich dieser fastnachtliche Brauch aber über Generationen gefestigt und ist fester Bestandteil des Ortsfaschings.

Hierbei wird Rosenmontag und Faschingsdienstag in den typischen schwarzen Gewändern von Haus zu Haus gezogen und an Häusern um Einlass sowie um eine flüssige und feste Stärkung gebeten.

In den Häusern werden die Masken abgelegt und man gibt sich dem Gastgeber zu erkennen. Es gibt Schorle, Wein und Brotzeit mit frisch geschlachteter Wurst. Es wird oftmals, natürlich auch mit flüssiger Unterstützung,  gesungen, musiziert und gelacht. Am Faschingsdienstag kurz vor Mitternacht wird im Kreise der Dominos der Fasching beerdigt. Ein Domino liegt in einem Sarg, der von einem Trauerzug in Mitten des trauernden Gefolges getragen wird. Mit einer Trauerrede, Kerzen und laut weinenden Dominos wird der „Fasching“ symbolisch zu Grabe getragen. Man gedenkt der närrischen Zeit seit dem 11.11. und deren Freuden, stimmt sich aber sogleich auf die Fastenzeit ein. 

Im Gegensatz zu anderen Brauchtumsgruppen gibt es keine feste Organisationsstruktur. Im Domino ist man im Kreise von Freunden, der Familie oder als andere Gruppe „privat“ unterwegs.

Der Domino in Thüngersheim wird heutzutage in der Regel schwarz getragen. In anderen Varianten gibt es ihn auch bunt und mit Gesichtsmasken anstelle der „Larven“. Ergänzt wird der Domino individuell mit u.a. Vorhängen, Tüchern, Gürteln und Ketten.

Begriffserklärung und Herkunft

Das Gewand „Domino“ (lat. dominus „Herr“ oder „Geistlicher“, umgangssprachlich „der“ Domino oder „Kläd“) bezeichnet ein ursprünglich schwarzes Gewand mit weiter, tief ins Gesicht gezogener Kapuze, welches in früheren Jahrhunderten zur Kleidung von Geistlichen in Südeuropa gehörte. Es diente vor allem bei Regen und im Winter dazu, den ganzen Körper zu verhüllen.

Im 16. Jahrhundert wurde der „Domino“ dann in die weltliche Kleidung übernommen, und bereits damals dazu genutzt, sich unerkannt fortzubewegen.

Später entwickelte er sich dann zum typischen venezianischen Kostüm indem er zusammen mit einer „Pestmaske“ getragen wurde. Über diesen Weg fand er wohl auch im Laufe der Zeit in Franken sein Zuhause. Die Ähnlichkeiten der  (Pest-) Masken und Umhänge zum Domino sind bis heute im Karneval in Venedig zu erkennen.

Im Domino bewegt man sich als sog. Fastnachtsläufer fort. Dieser zeigt sein Gesicht nicht.

Er  trägt eine Maske und ein entsprechendes Kostüm,  was im fränkischen Raum „Kläd“ genannt wird.

Der maskierte und verkleidete Fastnachtsläufer ist zwar als Person vorhanden, nicht aber als Persönlichkeit. Er ist gleichgestellt mit allen anderen. Geschlecht, Herkunft, gesellschaftlicher Stand und sonstige individuelle Merkmale sind hinter der Maske nicht mehr erkennbar und damit aufgehoben. Gleichgültig ob arm oder reich, mit viel Einfluss oder keinem, Berühmtheit oder nicht.

Man begegnet sich unerkannt und auf Augenhöhe.

Bericht: Udo Chocholaty nach Infos von Sebastian (Sebbo) Gerhard, Faschings Club Thüngersheim e.V.
Bilder: Sebastian (Sebbo) Gerhard, Sitzungspräsident Faschings Club Thüngersheim e.V