Aus dem fränkischen Seenland
Brombachseer Seenteufel e.V. - Brombachseer Seenteufel

Die Brombachseer Seenteufel: Wenn eine neue Tradition aus der Vergangenheit erwacht
Gruselige Fratzen, dämonische Augen und furchteinflößende Teufelshörner – wenn die Brombachseer Seenteufel durch das Fränkische Seenland ziehen, bleibt kein Nackenhaar unaufgestellt. Seit 2017 sorgt die unheimliche Brauchtumsgruppe für Aufsehen und verleiht den Faschingsveranstaltungen der Region eine schaurige Note. Doch wie erfindet man eigentlich eine neue Tradition? Die Antwort führt viele hundert Jahre in die Vergangenheit.
Die Legende vom verfluchten Müller
Im 17. Jahrhundert sah das Brombachtal noch völlig anders aus. Statt eines Sees gab es hier zahlreiche Mühlen, die vom Wasser des Baches angetrieben wurden. Einer dieser Müller geriet in große finanzielle Not – die Mühle war marode, das Getreide knapp, die Schulden drückten. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg.
Einer alten Sage nach erschien ihm auf dem Nachhauseweg vom Wirtshaus der Teufel selbst. Mit rotglühenden Augen und gespaltenen Hufen versprach er dem Müller Reichtum und Wohlstand – unter einer Bedingung: seine Seele. Der verzweifelte Mann willigte ein und setzte noch in derselben Nacht seine eigene Mühle in Brand. Doch statt des erhofften Reichtums traf ihn ein schrecklicher Fluch: Er verwandelte sich in ein furchteinflößendes, teufelsgleiches Wesen und sollte fortan ruhelos im Brombachtal umherwandeln.
Von der Sage zum Brauchtum
Diese finstere Legende diente als Inspiration für die Brombachseer Seenteufel. Die Mitglieder der Gruppe haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des verfluchten Müllers in die Gegenwart zu holen. Ihre aufwendig gestalteten Masken, geschnitzt aus Holz, und ihre furchteinflößenden Kostüme erinnern an die alte Sage und lassen die Gestalt des verbannten Müllers wieder auferstehen.
Doch hinter den gruseligen Verkleidungen steckt weit mehr als bloßes Erschrecken: Die Seenteufel wollen die regionale Kultur bewahren und mit einer neuen Tradition bereichern. "Wir wollten etwas schaffen, das zu unserer Heimat passt", erklärt ein Mitglied der Gruppe. "Unsere Figuren sind nicht einfach nur erfunden – sie haben Wurzeln in der Geschichte des Brombachtals."
Schrecken mit Herz
Trotz ihrer furchterregenden Erscheinung sind die Brombachseer Seenteufel keineswegs bösartig. Bei Umzügen und Faschingsveranstaltungen mischen sie sich unter die Feiernden, erschrecken und begeistern zugleich. Die kunstvollen Masken und Gewänder machen sie zu einem Highlight der Faschingssession.
Die Brombachseer Seenteufel zeigen eindrucksvoll, wie alte Sagen in moderne Traditionen verwandelt werden können. Sie hauchen der Geschichte des Brombachtals neues Leben ein – und sorgen dafür, dass der verfluchte Müller noch lange in den Straßen der Region herumspukt.
Bild und Bericht: Susanne Speckner